Der Jockey aus Pforzheim
12.04.2017 – 1927 starteten auf der Solitude nicht nur Motorräder mit 1.000 Kubik. Sondern verschiedene Hubraumklassen. Und es fanden mehrere Rennen statt. Nicht nur im Frühjahr „Rund um die Solitude“. Sondern auch das „Solitude Herbstrennen“.
Damals vor 90 Jahren gewann auch Arthur Geiss. Erst im Frühjahr, dann auch im Herbst. Ein kleines Bürschchen und gerade mal 1,60 m groß. Im Frühjahr noch auf 175 Kubik, im Herbst dann schon auf einer 250er DKW. Und dabei blieb er dann auch.
Sie nannten ihn den Pforzheimer Jockey. Nicht nur wegen seiner Körpergröße. Auch wegen seiner Körperhaltung. Weil er nicht auf dem Moped saß, sondern sozusagen darauf lag. Heute macht das jeder – damals machte das nur er.
Eigentlich kam er aus Hockenheim. Lernte dort erst einmal Mechaniker in der Werkstatt seines Vaters. Zog dann aber zu seinem Bruder Wilhelm nach Pforzheim. Der dort ebenfalls eine Werkstatt hatte und auf Motorräder spezialisiert war.
Zugegeben: Auf der Solitude kannte man ihn schon. Bereits 1923 war er beim Bergrennen mit dabei. Wurde damals Vierter mit einer 500er NSU. Noch im selben Jahr aber wechselte er auf DKW und wurde 1927 Werksfahrer. Und fuhr dann von Sieg zu Sieg.
Nicht nur auf der Solitude: In ganz Deutschland und auch im Ausland. Er gilt als einer der erfolgreichsten Motorradfahrer vor dem Zweiten Weltkrieg: Gewann sechs Mal die Deutsche Meisterschaft. Und wurde 1935 sogar Europameister.
1936 verletzte er sich. Musste mit dem Rennsport aufhören. Nicht bei einem Rennen, sondern auf der Fahrt zu einer Siegerehrung. Lag 15 Monate im Krankenhaus. Und war dann hinterher bei DKW der Betreuer für die Nachwuchsfahrer.
Der Pforzheimer Jockey wäre heute 114 Jahre alt geworden.
Foto: Unternehmensarchiv der Audi AG